1997 Umfang: Dokumentation von ca. 100 aktuellen Bauten aus dieser Zeit, Auftrag aufgrund eines Wettbewerbes. |
Durch die Fülle der dokumentierten Projekte ergibt sich eine ziemlich umfassende Zusammenschau des Architekturgeschehens des Zeitraumes 1995 – 1997 in der Steiermark und in Kärnten.
In der folgenden Liste sind die Projekte angeführt, die mit Link versehenen sind bereits im Archiv vorhandenen Namen zugeordnet:
Andexer-Moosbrugger_BH Gröbming Binder_Wohnbau St. Margarethen Bramberger_WIST Moserhofgasse Graz Chramosta_Kleinkraftwerk Gurk Croce Klug_1.Med LKH Graz Croce Klug_BH Radkersburg Deutschmann_Wohnbau Veitsch Domenig_LA Hüttenberg 1995 Domenig Eisenköck_LA Leoben 1997 Dzino Schurz_KiGa Bodensdorf Egger-Molino_Freibad Putterersee Falle Gärtner_Wohnbau Brückl Fellerer Vendl_BG Kirchengasse Graz Feyferlik_Ordination Doppelhofer Neudau Fleiß_Freibad Bleiburg Freitag Orsini_Kirche Welzenegg Frey_Kogenerationsanlage Puchwerke Graz Gangoly_Feuerwehr Oberwart Gangoly_EFH Schlögel Schlaining Gasparin Meier_Zubau Sifnitz Gasparin Meier_Volksschule Kolbnitz Gasparin Meier_Heiligengeistplatz Klagenfurt Gärtner Gärtner_Napoleonstadel Klagenfurt Giencke_Kirche Aigen Giencke_Wohnbau Otto-Loewygasse Graz Giselbrecht_Abbundhalle Murau Giselbrecht_Volksschule St- Peter ob J. Hafner_Institut für Tunnelbau Leoben Hafner_Malervereinigung Graz Hellweger_Kraftwerk Unzmarkt Hierzegger_Albert-Schweitzergasse Graz Hohensinn_Wohnbau Bairisch-Kölldorf Hohensinn_Wohnbau St. Martin a. W. Hollomey_Schutzengelkirche Graz Illmaier_Volksschule St. Michael Jaksch_EFH Kristoferitsch St. Lorenzen a. W. Kada_Altenheim Leibnitz Kada_Forschungszentrum Leykam Gratkorn Kada_Institut für Pflanzenphysiologie Graz Kada_Volksschule Leibnitz Kapfhammer Wegan_Kinderklinik LKH Graz Kapfhammer Wegan Kossdorf_Kindergarten Birkfeld Kaufmann_EFH Berchtold Luttmannsdorf Kelz_Wohnbau Ziegelstraße Graz Kittinger_Gemeindeamt St. Lorenzen a. W. Klingbacher_LA Ferlach 1997 Kolig_Paradies Vorderberg Kovatsch_Ferienhaus Kolig Gerlitze Kremnitzer Handler_Dorfkapelle Penzendorf Kußtatscher_Badebox Feld am See Langenmantel_Drausteg Villach Leeb Condak_Fliesen Leeb Klagenfurt Meili_Holzbrücke Murau Mikula_Eingang ZT-Kammer Graz Mitterberger_Ortszentrum Nußdorf-Debant Nußmüller Peyker_Wohnbau Schladming Office_Ilbau Spittal / Drau Ortner_Kindermann Leibnitz Partl_Wohnbau Baiernstraße Graz Pernthaler T._Ferienhäuser Lachtal Riegler Riewe_Flughafen Graz Riess_Zentrum Judenburg Roth Wetschko_KiGa St. Michael Rubin_EFH Rubin Göltschach Rudorfer_Vinothek St. Anna Schrittesser_EFH Friesach Soran_Frikus Kalsdorf Strobl_Feuerwehr Friedberg Strobl_Hauslabgasse Graz Strobl_HTBLA Gösting Graz Strohecker Felfernig_ITV Flughafen Graz Szyszkowitz Kowalski_Volksschule Großlobming Team A_Hotelfachschule Villach Team A_Stadion Liebenau Traxler_Ortszentrum Brückl Wallner_Kraftwerk Kapfenberg Wetschko_Überdachung Teurnia Windbichler_Hotel Linde Maria Wörth Winkler_Bad / Kindergarten Gratkorn Wolff-Plottegg_LA Trautenfels 1997 Wondra_500 Jahre Laubengang Graz Zinganel_Grenzgendarmerie Spielfeld Zinganel VA Tieberhof Gleisdorf
Die Bilder, die Sie in dieser Ausstellung sehen, sind zwar zum Großteil mit dem ganzen technischen Aufwand der Architekturfotografie komponiert und hergestellt, sie unterscheiden sich dennoch wesentlich von den in Fachzeitschriften publizierten Hochglanzbildern. Wenn ich für Architekten fotografiere, bin ich es gewohnt, alles, was die Perfektion und Reinheit eines neuen Gebäudes stört, auszublenden, was oft Blickpunkte aus bestimmten Richtungen wegen des Hintergrundes oder der Umgebung ausschließt und somit manchmal exotische Standpunkte nach sich zieht.
Ganz anders ist das Konzept dieser Ausstellung. Wir wollen zeigen, wie es »wirklich aussieht«. Natürlich läßt sich dieser objektive Ansatz in der Umsetzung nicht durchhalten, da es den »objektiven Blick« nicht gibt. Aber wenigstens wollten wir versuchen, die gezeigten Bauten in ihrer tatsächlichen Umgebung darzustellen. Je nach Situation kann dieses Umfeld daher angenehm und stimmig sein oder auch chaotisch und trist. Wenn es dabei zu subjektiven Übertreibungen kommt, liegt diesen der didaktische Ansatz zugrunde.
Der Großteil unserer gebauten Umwelt wurde ohne Architekten geplant, und in Wirklichkeit ist gute Architektur in einem Meer von anonymen Bauten so selten wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Nun ist anonyme Architektur nicht a priori schlecht. Unsere Vorfahren bauten ohne Architekten wunderbare, ihrem Zweck angemessene Gebäude, deren Harmonie uns heute noch gefangennimmt, obwohl wir uns ein Leben darin - seien Sie ehrlich - bestenfalls übers Wochenende vorstellen können. Diese Harmonie hatte vielerlei Gründe: überlieferte Herstellungsmethoden, technische Zwänge, strenge obrigkeitliche Vorschriften, vor allem aber ein festgefügtes Weltbild mit dem Wissen um die eigene bescheidene Position in diesem. Unser heutiges Weltbild ist global geprägt, unsere Stellung im sozialen Gefüge nur durch den Überziehungsrahmen begrenzt. Die Vorbilder kommen nicht aus dem näheren Umkreis, sondern aus dem Fernseher oder von der Urlaubsreise. Fremde Typologien werden bedenkenlos seit langem importiert, die Ausstattung wird vom Angebot im Baumarkt bestimmt. Im Hausbau geht es nicht mehr um Erfüllung funktionaler Notwendigkeiten mit sparsamem Einsatz von Ressourcen, sondern um Selbstdarstellung und Verwendung billiger Klischees, um eine heile Welt vorzutäuschen.
Architektur hingegen ist Klarheit, ist Ordnung. Gute Architektur erhebt die Notwendigkeiten für den Benutzer, die Vor- und Nachteile des Bauplatzes, sucht sich in die Umgebung einzufügen, zu ordnen, knüpft an vorhandene gute Ansätze an und versucht dabei immer, mit dem geringsten Einsatz an Mitteln ein maximales Ergebnis zu erzielen. Dabei ist meist auch die Funktion eines Gebäudes von außen ablesbar, im Gegensatz zur landläufigen Praxis, im Typus des Bauernhauses jede Funktion vom Hotel bis zur Hackschnitzelanlage unterzubringen, wobei der Maßstab beliebig im Kopierer verändert werden kann. Das Schöne sind nicht die vordergründigen Formen, sondern ist die Klarheit. Gute Architektur bezieht sich auf ihre Umgebung, versucht zu ordnen, Räume – Lebensräume – zu schaffen. Schlechte Architektur bezieht sich auf sich selbst, täuscht etwas vor, was es nicht gibt. Natürlich bedarf es zum Leben mit dieser Architektur eines gewissen Maßes an Selbstbewußtsein und gesichertem Wissen um die eigene Stellung, um nicht von der Vordergründigkeit abhängig zu sein.
Nun ist aber die gute Architektur die Ausnahme und die Unordnung und Zersiedelung die Regel. Unser Blick ist abgestumpft, wir nehmen das alles kaum mehr wahr. Wir sehen schon lange nicht mehr genau hin und unser Blick ist verstellt durch formale Vorurteile. Um Sie empfänglich zu machen für die Spannungen zwischen Architektur und Nicht-Architektur, dazu wurden diese Bilder gemacht.
Obwohl die Bilder also sorgfältig komponiert sind, sollen sie den Eindruck des Flüchtigen, des Spontanen vermitteln, den auch Sie haben, wenn Sie sich durch unsere gebaute Umwelt bewegen. Die Tatbestände in den Bildern sind einfach und überall nachvollziehbar, also beispielhaft. Nach Möglichkeit habe ich kein Weitwinkelobjektiv verwendet, um räumliche und maßstäbliche Verzerrungen zu vermeiden. Ich habe bei jedem Wetter fotografiert (außer bei Regen natürlich) und habe keine unmöglichen Standpunkte, die der Betrachter kaum einnehmen könnte, gesucht, von denen sich ein Gebäude besonders vorteilhaft präsentieren würde, sondern im Gegenteil die Umgebung in das Bild einbezogen. Auch die Eile, mit der die Fotos gemacht wurden, sollte spürbar sein. In der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit konnte ich gar nicht darauf warten, bis der Sonnenstand zur Beleuchtung des Gebäudes am günstigsten war. Die ganze Ausstellung war außerdem von vornherein als Schwarz-Weiß-Präsentation geplant, um Behübschungen durch Farbe wegzufiltern und der Form mehr Raum zu geben. Dennoch versuchte ich, in dieser kurzen Zeit das Wesentliche und Charakteristische der jeweiligen Situation herauszuarbeiten.
Mehr als 4000 Kilometer war ich diesen Sommer für die Ausstellung unterwegs, in zwei Monaten fotografierte ich in 1000 Bildern über 100 Projekte in der Steiermark und in Kärnten. Fast so etwas wie eine Bestandsaufnahme des Baugeschehens der letzten paar Jahre. Das Ergebnis macht mich nicht gerade optimistisch. Zum Glück gibt es noch immer einige Bauten, die international mithalten können, zum Glück gibt es noch eine ganze Reihe von Bauten kleineren Maßstabs, auch von privaten Bauherren, von hervorragender Qualität, aber der Anteil all dieser von Architekten geplanten Objekte am Gesamtbaugeschehen ist verschwindend. Es gibt Unorte, die in mir nichts als Aggression auslösten, und die ich schleunigst wieder verlassen mußte, etwa Gewerbegebiete in der Steiermark oder touristisch übererschlossene Seengebiete in Kärnten. Es gibt aber auch noch eine Reihe von Orten der Kraft und Ruhe, an denen ich mich gerne länger aufgehalten hätte, und die ich ungern wieder verließ.
Wo immer Sie sich also gerade befinden: Architektur ist überall, und am besten ist sie oft dann, wenn sie so selbstverständlich wird, daß Sie sie gar nicht mehr bemerken, wenn sie also funktioniert. Der Tätigkeitsbereich des Architekten beschränkt sich außerdem, und auch das sollen die Bilder Ihnen näherbringen, nicht auf’s Häuslbauen. Es gibt eine Fülle von Bauaufgaben in der technischen Infrastruktur, in der Ortsgestaltung, im öffentlichen Bereich. Bei jeder dieser Aufgaben hört die Planung nicht bei den Außenmauern auf, sondern zeigt sich auch in den Zwischenräumen. Denn dort entstehen die eigentlichen räumlichen Qualitäten.
Ich will Sie mit den Bildern von solchen Situationen sensibilisieren für das Wesentliche. Manche Fotos werden Ihnen wie ein Suchbild vorkommen. Um die Suche zu erleichtern, haben wir den meisten Tafeln auch so etwas wie ein klassisches Architekturbild beigefügt. Zusammengestellt zu einer kleinen Serie soll Ihnen jede Tafel eine Geschichte erzählen, eine Geschichte vom Umgang mit der Architektur und vom Leben in und mit ihr, sei es das Leben in einem Einfamilienhaus, ein erholsamer Badeausflug oder die nervöse Aufbruchstimmung in einer Abflughalle und am Rollfeld. Aber Sie sollen sich Ihre eigene Geschichte im Kopf machen, wenn Sie die Ausstellung sehen, denn Phantasie gehört auch zur Architektur. Und wenn ich Geschichten erzählen könnte, müßte ich keine Bilder machen.