In der Nähe von Sitia im Nordosten von Kreta fielen mir im Herbst 2010 zwei in den Sand gesetzte Projekte besonders auf. Aufgegebene Rohbauen sind ja nicht selten in Griechenland, diese zwei sind aber durch ihre Größe und Lage besonders.
Nummer eins ist ein Hotelrohbau direkt am Meer, durchaus komplex geplant. Er wird wohl etwa 10 Jahre dort stehen. Es gibt einige Theorien über seine Nichtfertigstellung, eine, dass der Bau zu dicht am Ufer stehe und im Winter nasse Füße bekomme, eine andere, dass die Tochter des Bauherrn verunglückt sei - was man von einer Kapelle in der Nähe ableitet - und dieser das als schlechtes Omen sah, eine dritte, dass es keine Baugenehmigung gab. Dies in Kombination mit fehlenden Mitteln wird wohl am ehesten stimmen.
Nie könnten aber die fertigen Zimmer den Ausblick so perfekt rahmen wie in diesem Zustand und nie hätte ich sonst die Kraft des Salzwassers so schön sehen können, das sich das Eisen wieder aus dem Beton holt um es aufzufressen.
Breite 35,13.0 N
Länge 26,9.2 O
Das andere Projekt ist das manchen von einem Gratisurlaub bekannte Dionysos Village, gute 10 km östlich von Sitia. Aus der Ferne hielt ich es ja für eine kleine kompakte Stadt. Es entpuppte sich als eine Ferienanlage mit ca. 400 Apartments, sehr dicht gepackt und eigentlich gut und räumlich spannend den Hang hinunter gestaffelt.
Wie sich die Investoren in dieser Lage fern von jeder Infrastruktur und fast drei Stunden vom Flughafen entfernt einen wirtschaftlichen Betrieb vorstellen konnten, ist unverständlich, sie gingen dem entsprechend bald pleite. Sie hatten auch übersehen, dass durch starke Strömungen der ganze Dreck aus der Bucht von Sitia genau hier anlandet und Baden im Meer schlecht möglich ist. Und dabei ist der fertiggestellte Teil nur ein Siebentel der ganzen geplanten Anlage, wie man an den umgeackerten Hängen im Hintergrund gut erkennen kann.
Ein großer Teil der Apartments wurde teuer verkauft, die Besitzer liegen im Rechtsstreit mit dem Investor und versuchten, durch Gratisangebote die Anlage im Laufen zu halten und bekannt zu machen. 2010 war kein Betrieb mehr möglich, es ist eine wie fluchtartig verlassene Geisterstadt geworden, die Pools sind leer, von den Pflanzen kommen nur die Harten durch und schon fängt vieles zu verfallen an, der Putz bröckelt, Gebäudeteile setzen sich.
Breite 35,11.99 N
Länge 26,9.86 O
09/2010
Haludovo Palace Hotel
Im Norden der Insel Krk, vom Hafen in Malinska zu Fuß erreichbar, liegt die Ruine des Haludovo Palace Hotel. Es wurde 1972 als Penthouse Adriatic Club Casino - von dessen Herausgeber Bob Guccione in einem romantischen Weltverbesserungsanfall zur Beendigung des Kalten Krieges mit 45 Millionen Dollar finanziert - eröffnet. Das Konzept ging nicht auf, Guccione durfte auf Grund von Regeln, die heute noch Investitionen in Kroatien verhindern, nicht als Eigentümer auftreten, dies war die ominöse Firma Brodokomerc, jedem alten Küstenstraßenfahrer von Schriftzügen auf Felswänden bekannt. Das Kasinokonzept erlaubte nur ausländische Spieler, diesen war Jugoslawien aber nicht fein genug. Schon 1973 ging das Kasino in Konkurs. Brodokomerc führte das Hotel in Arbeiterselbstverwaltung bis 1990 weiter.
Der Niedergang begann ab dem Jugoslawienkrieg, während dem Flüchtlinge einquartiert wurden. 1995 wurde der Komplex unter dubiosen Umständen privatisiert und in Folge filetiert. Seit 2002 steht das Hotel leer und wird verwüstet.
Die Architekten konnte ich leider nirgends eruieren. Neben dem Haupthaus mit imposanter Halle beeindrucken noch immer das Schwimmbad, die ebenerdigen Apartments mit Zimmern um ein kleines Patio und die Park- und Ufergestaltung.
Haludovo ist im Internet ausführlich dokumentiert, z.B. auf http://balkanist.net/haludovo-palace-peace-and-porn-hotel/ oder http://yugoslavian.blogspot.ro/2009/05/penthouse-adriatic-club-casino-in.html.
45,131° N
14,528° O
06/2013