Von der Fahrt nach Italien ist jedem das "Kanaltal" als eine der geschändetsten Gegenden in Erinnerung, wobei der Begriff Kanaltal landläufig alles von Tarvis an der Grenze bis kurz vor Udine bezeichnet. Geografisch endet das nach Westen laufende Kanaltal bei Pontebba, von wo sich die Fella einen Weg nach Süden durch die Südalpen sucht, um dann wieder nach Westen laufend bei Carnia in den Tagliamento zu münden.
Pontebba ist historisch die Grenze zwischen Kärnten und Friaul, das einst zweisprachige (Deutsch / Slowenisch) Kanaltal kam erst nach dem 1. Weltkrieg zu Italien und hat auch heute noch nichts "Italienisches". Umkämpft, vom Bergbau und Generationen von immer hochwertigeren Straßen und Bahnen umgepflügt, welche wiederum durch brutale Verbauungen vor den Wildbächen geschützt werden müssen, nicht zuletzt durch ihre Hässlichkeit strukturschwach, fasziniert diese Mischung aus großartiger Landschaft, unkanalisierten Flüssen in breiten Schotterbetten, Industrieruinen und Verkehrsbauten ungemein. In zahlreichen Nebentälern verbirgt sich außerdem ein unerschlossener und unbekannter landschaftlicher Schatz, den man beim etwas mehr als halbstündigen Durchrasen – zum großen Teil in Tunnels – niemals vermuten würde.
08/2011